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Ein engagierter Flüchtling aus dem Südsudan erhält virtuelles Coaching zum Blindenfußballtrainer.
Der Trainer der FC St. Pauli Blindenfußballteams, Wolf Schmidt, coacht im Rahmen unseres Hilfsgrogramms den angehenden Trainer einer inklusiven Fußballmannschaft im Südsudan. Auch wie man gleichzeitig trainieren und sich vor der Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19 schützen kann, ist dabei ein wichtiges Thema. Light for the World setzt seit Jahren auf die Kraft des Sports, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen im Südsudan zu unterstützen und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen in einem von Kriegen, Krisen und Flüchtlingsströmen gebeutelten Land.
Fast wäre dieses erfolgreiche Projekt der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Wolf Schmidt, der seit 2009 das Blindenfußballteam konnte wegen der Corona-Pandemie nicht mehr in die Flüchtlingslager in den Südsudan reisen. Deshalb coacht er nun Fußballtrainer Simon Madol Ako in der südsudanesischen Hauptstadt Juba in einer Kooperation mit Light for the World per Video-Call von Hamburg aus. Ein erster Testlauf hat schon gezeigt, dass das Coaching auch remote sehr gut funktioniert. „Es hat sogar Vorteile“ betont Wolf Schmidt. „Ich habe mehr Zeit, um genau rauszufinden, was die Bedingungen dort vor Ort sind. Und bis zum nächsten Coaching kann ich mich zwischendurch damit beschäftigen und verarbeiten und viel klarer hinterfragen. Denn es ist wichtig, dass man nicht was draufstülpt – so müsst ihr es machen.“ Neben der Fähigkeit, genau zuzuhören bringt Schmidt auch sein professionelles Engagement und vor allem auch seine Faszination für die Sportart mit und das, was sie alles bewirken kann. „Die Sportart ist wirklich in jedem Sinne grenzerweiternd und trägt zum Verständnisaufbau bei. Und das ist ein wunderbarer Aktionsraum.“
Der Trainer Simon Madol Ako ist 23 Jahre alt und selbst ein Flüchtling in seinem eigenen Land. Seit mittlerweile fünf Jahren lebt er im Flüchtlingscamp Mahad in der Hauptstadt Juba. In dem Lager alleine leben 7.500 Menschen aus fünf verschiedenen ethnischen Gruppen, was immer wieder zu Gewalt und Rivalitäten geführt hat. Als begeisterter Fußballspieler hat er sich von Anfang an in dem Projekt „Sport für Frieden“, das von Light for the World ins Leben gerufen wurde, engagiert. „Die Menschen in dem Lager leben nicht freiwillig zusammen. Das begünstigt Feindseligkeit und Gewalt. Ich mochte die Idee der Einheit unter den ethnischen Gruppen von Anfang an und habe jetzt auch viele Freunde unter ihnen“, berichtet Simon. Mittlerweile kümmert er sich in dem Camp auch um Kinder mit Behinderungen und leistet viel Aufklärungsarbeit zum Thema COVID-19-Prävention.
Der Schritt hin zum Trainer für das Blindenfußballteam geschieht für Simon nun mit Unterstützung des erfahrenen Hamburger Coachs und der Vereinigung für Sehbehinderte im Südsudan. „Wir sind begeistert, dass Wolf Schmidt auf unseren Vorschlag eingestiegen ist“, sagt Programmkoordinator Malte Fähnders von Light for the World, der selbst in Hamburg lebt und auf den FC St. Pauli zugegangen ist. Fähnders schaltet sich aus seinem derzeitigen Homeoffice zu den Coaching-Sessions dazu zusammen mit Sophia Mohammed, der Landesdirektorin von Light for the World Südsudan: „Wir lassen uns auch in Zeiten von Corona nicht von unseren Projekten abbringen und bereiten uns deshalb bereits für die Zeit danach vor“, so Mohammed.
Südsudan: Ein Land auf der Flucht
Die Menschen in dem von jahrelangem Bürgerkrieg gezeichneten Südsudan leiden seit Jahren unter den Verhältnissen im Land. Rund vier Millionen Menschen, etwa ein Drittel der Bevölkerung, sind auf der Flucht. Besonders Menschen mit Behinderungen, mit deren Lebenswelten und Bedürfnissen Light for the World besonders vertraut ist, brauchen dringend Unterstützung. Light for the World für die Welt schätzt die Zahl der Menschen mit Behinderungen im Südsudan allein in den Lagern auf etwa 250.000
Light for the World im Südsudan
Light for the World unterstützt Menschen mit Behinderungen und ihre Rechte im Südsudan. Die Organisation kämpft dort seit 2005 für die aktive und gleichberechtigte Teilnahme an der Gesellschaft und den Zugang zu Gesundheit und Bildung. Auch werden Augenuntersuchungen in entlegenen Gebieten ermöglicht und Blinde am Grauen Star operiert. Die Rehabilitation und Inklusion von Menschen mit Behinderungen finden im Südsudan sonst kaum statt. Light for the World hat die Erfahrung gemacht, dass Sport eine erfolgreiche Methode zur Förderung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist. Neben bereits existierenden Fußball-, Volleyball- und Rollstuhlbasketball-Gruppen beginnt Light for the World jetzt mit dem Blindenfußball-Projekt. Das neue Projekt wird auch von den nationalen Behindertenorganisationen und Ministerien im Südsudan unterstützt. Mehrere hundert blinde Menschen sollen davon profitieren.